Das Singapur der East-West Line


Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt. Jede weite Reise beginnt meistens mit einem sehr langen Flug. Unser erster Stop auf dem Weg nach Sulawesi in Indonesien ist in Singapur. In früheren Aufenthalten in dieser großartigen Stadt habe ich ein Nudelsuppenrestaurant entdeckt, in dem man Sanuki Nudeln bekommt. Das sind dicke, japanische Udon Nudeln in einer Sojasossensosse, die man selbst mit Frühlingszwiebeln und Limetten verfeinert. Eigentlich ist es mehr eine Sojasossensuppe, aber Sojasossensosse hört sich einfach besser an. Diese Suppe ist die von mir persönlich zur besten Suppe der Welt gekührte Sossensosse mit Nudeln. Wir haben in den zwei Tagen Singapur auch gleich mehrmals da gegessen, auf mein Drängen hin. Mit jedem Mal haben die Sanuki besser geschmeckt (Der Trick ist extra Sojasosse reinzukippen).

Pimp my Sanuki noodles
Dieses Mal haben wir Singapur von einer etwas anderen Seite kennengelernt. Bisher sind wir immer mehr oder weniger ziellos durch die stromlinienförmige, aus der Zukunft in die Gegenwart gebeamte Innenstadt gelaufen und haben die Hitze, die sowohl von oben als auch von den Steinen des Bodens und der Hochhäuser ausgestrahlt wird, ignoriert oder genossen, welches Gefühl auch immer zuerst kam. Dieser Besuch hatte eine Aufgabe. Wir sind die East-West Line der MRT, das ist die Bezeichnung der UBahn in Singapur, abgefahren und haben Fotos von allen Haltestellenschildern gemacht. “Warum das?”, wird sich der geneigte Leser fragen. Ich schreibe gerade an einer App mit dem Namen “Talking Traveller”, einer App zum Lernen von Reisendenvokabular. Die Pilotversion der App gibt es schon im Playstore für die Sprachkombination Deutsch-Spanisch. Jede größere Erweiterung der App bekommt, neben einer Versionsnummer, einen eigenen Namen. Irgendwann habe ich mir überlegt, dass diese Namen die Haltestellennamen der East-West Line von Singapur sein sollen. Angefangen mit JooKoon, der ersten Version, die es noch vor der ersten Veröffentlichung gab, über Pioneer, der ersten veröffentlichten Version, bis hin zu Lakeside, der Version, die gerade aktuell heruntergeladen werden kann.

Singapur besteht nicht nur aus Bankenviertel
und abgefahrenen Hotels
Was die einzelnen Versionen für neue Features haben oder welche Fehler behoben wurden, steht auf der Webseite zur App. Bei den einzelnen Versionen wollte ich die Bilder der Haltestellen dazupacken, quasi als Gag. Leider findet man zu den Haltestellen kaum Bilder im Internet, erst recht keine, die ich benutzen dürfte. Da kam der Besuch in Singapur gerade recht und ich habe die Chance genutzt, selber viele Bilder von vielen MRT Haltestellen zu machen.

Ich hätte erwartet, dass Singapur, wie fast jede andere asiatische Großstadt, in den Randbereichen immer mehr und mehr in ärmere Gegenden übergeht. JooKoon ist eine der Endhaltestellen. Wenn es irgendwo ärmere Gegenden gibt, dann hier … so die Theorie. Wir kommen in JooKoon an, wir steigen aus und stehen vor modernen Wohngebieten und vor einer riesigen Mall. Wir haben zwar nicht mehr das Gefühl, durch eine Stadt aus der Zukunft zu laufen, aber arm ist das hier nicht. Singapur ist bemerkenswert. Es scheint hier keine armen Gegenden zu geben. Hier ist warscheinlich der einzige Platz in ganz Asien, für den das zutrifft.

Auf der Linie gibt es einiges zu sehen. Keine so großen Attraktionen wie das Marina Bay Sands und keine Wahrzeichen wie der Merlion, aber man findet hier zum Beispiel eine der großen Universitäten und eine tolle chinesische und japanische Gartenanlage, die in singapurianischer Dimension sauber und gepflegt ist. Das ist wohl eine der höchsten Auszeichnungen für Sauberkeit, die man vergeben kann. Je näher man der Innenstadt kommt, desto voller wird die MRT. Seinen Höhepunkt findet das beim Raffles Place, einem Ort, in dessen Nähe der Singapore Sling erfunden wurde. Den bekommt man hier für schlappe 60€ . Ein Schnäppchen, dass wir uns haben entgehen lassen. Sich die kleinen Businessmänner und -frauen anzugucken, die über den kleinen begrasten Innenhof an einem der Raffles Place Ausgänge laufen, ist immer wieder lustig. Ich bin sicher, dass sich einige extra für dieses vielleicht 30 Meter lange Stück einige Stunden vor dem Spiegel aufhalten, um eine gute Figur und ein gutes Gesicht zu machen.

Bis zum Changi Airport haben wir es nicht geschafft. Von JooKoon bis Lavender (ungefähr Zwei Drittel der Gesamtstrecke) haben wir cirka 5 Stunden gebraucht. An jeder Haltestelle raus, in die 35° C außerhalb der klimatisierten Bahn, 4-6 Fotos machen, damit auch ja ein gutes dabei ist, und wieder rein in die auf 15° runtergekühlte Bahn und hoffen, dass man einen Platz bekommt, der nicht direkt unter einem Luftschacht der Aircondition ist. Auch wenn die Kühle manchmal gut tut, in dem Strom eiskalter Luft zu stehen ist kein uneingeschränktes Vergnügen. Am Ende sind wir wieder zu unserem Capsule Hotel in Chinatown zurück.

Firewalkern machen sich heiß für ihren Gang auf den Kohlen
Am Abend unserer Ankunft gab es noch ein einmaliges Spektakel. In einer Parallelstrasse, keine 5 Minuten von unseren Hotel entfernt, hatten Firewalkers ihr jährliches Treffen. Firewalkers sind Leute, die barfuß über glühende Kohlen laufen. Der Ort, ein Hindutempel in Chinatown, war heillos überlaufen von in gelb gekleideten Indern, die Schlange standen, um einmal über die Kohle zu laufen. Wer es geschafft hat, bekam einen farbigen Strich auf die Stirn und manchen wurde ein curryfarbiges Puder auf die Füße gestreut. Mit Curry riechen die Treter vermutlich besser. Curry übertüncht auch den angebrannten Geschmack ein bisschen und gibt ein frisches Aroma, nicht nur beim ersten Biss.

Fazit: Singapur ist und bleibt eine unglaubliche Stadt (nicht nur wegen Sanuki Nudeln).

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