In Gedanken schon woanders

Wir sind wieder auf der Hauptinsel von Bali, genauer gesagt in Sanur. Das ist da wo wir vor 10 Jahren unseren 2ten Teil unserer Flitterwochen verbracht haben. Das Hotel, das Bali Hyatt, wird gerade renoviert, bereits seit einem Jahr und noch für weitere 2 Jahre, weshalb wir nicht der Nostalgie halber nochmal durch das Hotel laufen können. Viel hat sich verändert seitdem und das nicht nur an der Umgebung hier, sondern auch in uns. Als wir hier Flitterwochen gemacht haben, haben wir einen ziemlich gepämperten Urlaub gehabt, das merken wir jetzt. Wir mussten uns um nichts, bzw. wenig kümmern, aufs Geld mussten wir kaum achten und getraut haben wir uns wenig. Auch wenn der Urlaub vor 4 Jahren traumhaft schön war, wie wir Sanur jetzt erleben ist anders schön und irgendwie realer und authentischer. Jetzt sehen wir, dass die Leute auch arm sind, dass die Verkäufern nicht einem einfach was andrehen wollen, sondern jede Rupia brauchen um zu überleben. Das ist in unserem Zuckerguss Flitterwochen Auffenthalt untergegangen. Woran das wohl gelegen haben mag … ich weiss es nicht 🙂

Wir haben damals versucht in der Nacht Fotos zu machen, wo wir auf einer schief gewachsenen Palme sitzen. Das haben wir jetzt bei Tag nachgeholt. Leider nicht zusammen, unsere Anstrengungen habe ich versucht in einem Kurzfilm festzuhalten.

Es gibt nur einen Weg … aufwärts!

Moonwalk die Palme hoch
Eigentlich wollten wir ja die indonesischen Inseln von hier aus nach Osten bereisen, also die Nusa Tengarra entlang. Momentan ist gerade Regenzeit hier in den geographischen Breiten. Auf Bali heisst das, das einmal am Tag für 2 Stunden der Himmel seine Pforten öffnet und alles Wasser rauslässt was da so drinnen ist und dann ist gut. Ganz so als gäbe es im Himmel eine Putzfrau die dann mal ihren Eimer mit dem Wischwasser ausschüttet, um sich dann weiter ans Werk zu machen. Bei den östlichen Inseln ist das dann eher so als wenn einer einen Damm bricht und für 2 Monate Wasser auf die Erde läuft. Uns wurde erzählt, dass es ganz einfach Tag und Nacht regnet. Eine Sache, an die wir nicht gedacht haben, ist, dass mit der Regenzeit bei allen Inseln östlich von Bali, angefangen mit Lombok und den Gili Islands, Höchstrisiko Gebiet ist für Malaria Infektionen. Klar, sobald es feucht wird kriechen die Mosquitos aus dem Boden, wie die Bläschen in einer Flasche Schwipschwap aufsteigen. Das Medikament unseres Vertrauens ist Malarone, ganz besonders nachdem wir ein bisschen über die hiesigen Malaria Mittel und deren Nebenwirkungen recherchiert haben.
Als Angler trägt man hier eine Schüssel als Hut.
Der letzte Schrei!
Was man da liest lässt einem die Nackenhaare zu Berge stehen. Halluzinationen, Burning Skin Syndrom, Fahruntüchtigkeit, Empfindlichkeit gegenüber Sonne und das ein paar hundert Kilomter südlich des Äquator, sind nur eine kleine Auswahl. Das Problem ist, das Malarone in Indonesien nicht zu kaufen ist. Weder in Bali, noch auf Java oder auf anderen Inseln. Was tun? Ganz einfach … wir fliegen nach Australien. Der Flug ist günstig, wir wollten uns sowieso Perth angucken und von Perth aus ist es auch günstig wieder nach Bali zurück zu kommen. Wir haben von sehr vielen Leuten gehört das Perth unglaubliche Strände haben soll. Wenn wir unseren eigentlichen Australien Besuch machen werden wir wohl eher an die Ostküste fahren, weil es da einfach mehr zu sehen gibt. Ein kurzer Besuch in Perth, um Malarone zu beschaffen, ist also perfekt. Wir sparen uns dann einen sehr teuren Domestic Flight innerhalb von Australien. Weitere Vorteile sind, es gibt keinen Zeitunterschied und wir bleiben in derselben Hitze, bzw. sind in Perth nochmal kurzzeitig in einem Gebiet was noch heisser ist als hier. Angeblich hat es da gerade über 40° . So heiss hatte ich es bisher nur in Israel, aber das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden.

In Sanur verbringen wir also unsere Zeit, wartend auf den Flug und in Erinnerungen schwelgend, wie es damals war und wie es jetzt ist. Es hat sich wirklich viel verändert und erschreckend viel ist gleich geblieben.

Der Pfeiffer (mit 3 “f”) mit dem blauen Schöat
Eine kleine Anekdote zu dem Bild rechts. Vor dem Strand gibt es sehr viele Boote, die dort ankern bzw. angeleint sind. Es gibt auch sehr viele Freizeit-Strand-Angebote, wie zum Beispiel das Fahren mit dem Kanu. Chinesen machen das anscheinend sehr gerne, unter anderem auch deshalb, weil sie, wie uns erzählt wurde, meistens noch nie Kanu gefahren sind. Warum? Keine Ahnung! Das haben uns Chinesen erzählt, der Grund ist irgendwie untergegangen. Der Typ in dem dunkelblauen Shirt auf dem Bild, stand nur im Wasser mit einer Trillerpfeife im Mund. Seine Aufgabe war es aufzupassen. Diese Aufgabe hat er mit ehrgeizigem Eifer erfüllt und dazu hat er seine Trillerpfeife benutzt. Den Respekt der Kanufahrer kam gratis dazu. Er war sehr gut im Trillerpfeife benutzen und sehr ausdauernd. Manchmal war nicht ganz klar warum er getrillert hat, um ehrlich zu sein war es meistens nicht klar, weil er einfach immer gepfiffen hat wie eine 1,5 m große Nachtigall *PIEEEEPPPP*, aber ich bin mir sicher, das es für ihn einen Sinn ergeben hat. Das Selbstbewusstsein, die Stärke und die Gelassenheit, die er trotz ständiger Trillerei ausgestrahlt hat, war bemerkenswert. Er war der buchstäbliche musikalische Fels in der Brandung. Die indonesisch, balinesiche Lorelei des Sanur Strandes. Wenn man genau hingehört hat, konnte man leise hinter den schrillen Tönen ein “Ich weiss nicht was soll es bedeuten …” vermuten. Mag sein, dass ich mir das aber auch nur gedacht hat.

Als Letztes … ein Spruch, den man hier überall sieht auch wenn er vielleicht schon ein bisschen ausgelutscht ist, und der mir eigentlich gefällt, ist:

Yesterday is history,
tomorrow is a mystery,
but today is a gift!




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