Die Toten von Toraja


Was gibt es in Toraja zu sehen?
  • Wunderschöne Häuser in einem einzigartigen Baustil
  • Begräbnisszeremonien
  • Gräber und Sarkophage

Wie kommt man dahin?

Mit dem Nachtbus (Primadona) von Makassar (ca. 12 Stunden startend gegen 21:00), der Tourismusstand am Flughafen von Makassar (Sultan Hassanudin) hilft einem bei der Buchung.

Ein nicht enden wollender Strom an Scootern, der Nachts an uns vorbeizieht
Scooter auf einer viel befahrenen Strasse bei Nacht
Ein nicht enden wollender Strom an Scootern, der Nachts an uns vorbeizieht
Soviel zu den Fakten. Wir sind in Makassar angekommen, wie schon einige Male zuvor, nur diesmal sind wir auch wirklich in der Stadt Makassar. Es gibt einen Taxistand direkt außerhalb der Arrival und Baggage Claim Area. Hier bekommt man einen Taxi Voucher für 150000 Rupiah, das war der Preis bis zu unserer Unterkunft, der einem einen Fahrpreis zu seinem Ziel garantiert. Der Voucher sollte eigentlich genug sein und der Preis fix. Natürlich wird versucht einem mehr Geld aus den Rippen zu leiern, als auf dem Voucher steht. Man soll die Strassenmaut noch extra zahlen und ähnliches. Hier geht es den Einheimischen ums Geld und uns ums Prinzip, Fixpreis ist Fixpreis. Mit ein bisschen Geduld und so tun als ob man doch den Public Bus nimmt anstatt eines Taxis, gehts dann doch und wir bekommen unseren versprochenen Preis von 150000 Rupiah zugesagt. Willkommen in Indonesien.

In einem Blog eines anderen Travellers habe ich den Spruch gelesen: “It’s never to early to leave Makassar”. Den kann ich nur bestätigen. Makassar ist eine sehr große, sehr laute und sehr chaotische Stadt. Außer einem alten Fort Rotterdam, das von den Niederländern stark geprägt wurde, gibt es hier wenig Interessantes. Es gibt noch den Losari Beach. Das ist ein Stück Küste in der Stadt, das komplett zubetoniert als vermeintliche Touristenattraktion angepriesen wird. Das Stück indonesische Baukunst besticht durch seine in Beton gegossene Schlichtheit und seinen Erbgut verändernden Gestank, der von den träge an die Steinwand schwappenden Wellen verströmt wird. Die Ursache dafür sind die zahllosen Abwasserkanälchen, die direkt unter der von Understatement geprägten Touristenattraktion ins Meer geleitet werden. Wir bleiben eh nicht lange hier. Unser eigentliches Ziel ist Toraja in Zentralsulawesi. Was ich davon zu erzählen habe ist unglaublich interessant, aber nicht unbedingt schön.

Die Innenaustattung des Nachtbusses entfesselt
ein wahres Feuerwerk für die Sinne
Der Trip mit dem Nachtbus beginnt ein wenig seltsam. Zuerst bucht man den Bus, am besten schon am Tourismusstand am Flughafen von Makassar “Sultan Hassanudin”. Am Abend der Abfahrt fährt man zum Ticketoffice und kauft die Tickets, denn bisher waren sie nur reserviert. Hier wird dann auch schon das Gepäck in die Busse geladen. Ein Serviceshuttle bringt einen dann zum eigentlichen Busterminal. Man wundert sich während der Fahrt, warum man nicht gleich in den Bus mit seinem Gepäck steigen konnte. Im Busterminal angekommen wird es dann klar, muss man erstmal noch eine Gebühr bezahlen. Auch wenn die umgerechnet nur 20 Cent sind, konnte ich es mir ein leichtes Kopfschütteln nicht verkneifen. Im Busterminal kommt dann irgendwann der Bus an, alle Leute, die vorher auch schon im Ticketoffice waren, werden zusammen gesammelt und die Fahrt beginnt. Die Sessel sind wahnsinnig gemütlich und in der Nacht im Dunkeln kann man die Muster der Decken nicht sehen.

Die Dächer der Häuser sollen an Boote erinnern,
mit denen die Vorfahren vom chinesischen Festland
nach Sulawesi gekommen sind
Die Stadt Rantepao ist im Gebiet Toraja die größte Stadt und meistens auch der Ort, in dem man sich ein Zimmer nimmt. Direkt bei der Ankunft haben wir John kennengelernt. John ist Touristguide, der sich auch gleich angeboten hat, am selben Tag noch eine Tour zu einer Begräbnisszeremonie zu machen und ein paar Gräber anzugucken. Beides zusammen sind die Hauptgründe weswegen die meisten nach Toraja kommen; das und die traditionelle Bauart der Häuser. Um die Häuser zu sehen mit ihren wunderschönen Dächern, muss man nicht weit fahren, die sieht man hier überall. Normalerweise sind sie dreistöckig aufgebaut. Die Häuser stehen auf Stelzen wo Wasserbüffel und andere Tiere gehalten werden. Das ist das unterste Stockwerk. Darüber befinden sich die Wohnräume, oder der Wohnraum, je nachdem wie groß das Haus ist. Ganz oben ist der Dachboden, der einzig für die Katzen reserviert ist. Katzen gelten hier als heilige Tiere. Glück für die Katzen, denn in Toraja sind alle Tiere essbar, auch Hunde und Insekten. Vermutlich haben wir keinen Hund hier gegessen, aber so sicher wie in China kann man sich hier nicht sein. Das Essen der Locals hier ist unglaublich lecker und ihr Sambal unglaublich scharf. Was man auf dem Teller hat muss nur in der Nähe des Sambals gelegen haben und man bekommt beim Essen schon Hitzewallungen. Nach sowas habe ich so lange gesucht.

Alle Teilnehmer einer Begräbnisszeremonie sitzen
um den Opferplatz herum und gucken zu
wie die Tiere sterben
John hat den Besuch einer Begräbnisszeremonie organisiert. Ohne Führer kriegt man das selber vermutlich nur schwer hin. Man braucht ein Geschenk für den Verstorbenen, bzw. seinen Hinterbliebenen. Wir haben 2 Stangen Zigaretten mitgebracht, die John auch für uns besorgt hat. So weit so einfach. Das Dorf zu finden, in dem das Begräbniss stattfindet, ist da schon schwerer. Mit dem Scooter sind wir bestimmt eine Stunde über Schleichwege durch den Dschungel und an Reisfeldern vorbei in ein abgelegenes Dorf gefahren. Hier fand die Feier statt, die wir Dank John besuchen durften. Ich sage absichtlich Feier, weil ein Begräbniss hier nicht nur traurig ist. Der Tote soll mit einem Lächeln in die nächste Welt übergehen. Deshalb wird sowohl mit einem lachenden als auch mit einem weinenden Auge gefeiert. Fester Bestandteil einer Begräbnisszeremonie ist das Opfern von Büffeln und Schweinen. Je reicher der Verstorbene und seine Familie ist, desto mehr Tiere und desto mehr Albinobüffel werden geopfert. Sehr reiche Familien opfern zwischen 200 und 300 Wasserbüffel. Die Büffel sind in Toraja und sogar ganz Sulawesi so rar geworden, das sie extra für die Opfer hier aus Thailand importiert werden. Importiert um zu sterben. Das Begräbniss auf dem wir waren, war das einer relativ armen Familie. Es wurden nur vier Büffel gopfert. Nach einer langen Diskussion mit dem Häuptling des Dorfes und dem Besitzer der Büffel, wie das Fleisch aufgeteilt wird, schlägt der Executioner mit einer scharfen Machete den Büffeln beide Halsschlagadern auf. Es wird gewartet und beobachtet wie ein Büffel mit weit geöffnetem Hals ausblutet und zu Boden geht, danach ist der nächste dran und danach der nächste und der nächste … Wenn das sterbende Tier was unerwartetes tut, wie zum Beispiel rumspringen oder stolpern und hinfallen, wird allgemein gelacht. Was für mich wie eine erschreckende Szene wirkt, ist für die Feiernden völlig normal. Das alles geschah mit einer Selbstverständlichkeit, die auf mich fast surreal gewirkt hat. Als letztes werden die Tiere gehäutet, ausgenommen, zerteilt und an die Mitglieder des Dorfes gegeben, während die Hunde das versickernde Blut vom Lehmboden auflecken. Die geopferten Büffel sollen dem Verstorbenen helfen ins nächste Leben zu kommen. Je mehr Büffel und je wertvoller die Tiere, desto einfacher ist der Weg ins Jenseits. Hier vermischt sich der christliche Glaube mit der traditionellen animistischen Religion. Nochmal muss ich sowas nicht sehen. Brauche ich auch nicht. Die Bilder werde ich so schnell nicht vergessen.

Für eine sehr große Puppe wurde sogar die Nische vergrößert
Der zweite Teil der Tour mit John ging zu Begräbnisshöhlen. Es gibt 4 verschiedene Kasten in Toraja. Die Gräber der Kasten vermischen sich in der Regel nicht, man bleibt unter sich. Die besonders Reichen, John nannte sie die Goldkaste, können sich Nachbildungen ihrer Verstorbenen leisten. Um eine Figur anfertigen lassen zu dürfen muss man mindestens 20 Büffel geopfert haben. Opfert man weniger wird man mindestens mit Pech, eher aber mit einem Fluch belegt. Die Magie ist stark in Toraja. Es gibt Geschichten, dass mumifizierte Tote aufgestanden sind und tanzten oder geopferte Büffel wieder aufgestanden sind und anfingen zu laufen. Alle paar Jahre werden die Mumien aus ihren Höhlen geholt und neu eingekleidet, um mit ihnen zu feiern. Die Puppen sollen die Toten frühzeitig benachrichtigen, dass ihre Angehörigen kommen. Deshalb werden ihnen Augen aufgemalt, damit sie sehen können. Das Weiß der Augen wird aus den Knochen der geopferten Büffel gemacht, die Pupille aus den Hörnern. Auch hier haben die Büffel eine Bedeutung.

Hier dreht sich alles um den Tod und um das Sterben. Trotzdem sind die Menschen hier sehr fröhlich und freundlich. Wir bleiben hier auch nicht lange. Nach 3 Tagen machen wir uns auf den Weg in den Norden, nach Ampana. Von dort aus startet unsere Reise auf die Togian Islands. Zwischen Ampana und uns stehen 2 Tage Autofahrt, insgesamt über 18 Stunden, mit einer Übernachtung in Tentena. John’s Bruder Charles ist unser Fahrer. John kennengelernt zu haben, hat sich für uns als großes Glück herrausgestellt. Durch ihn haben wir unglaublich viel in der kurzen Zeit über Toraja und die Bräuche gelernt.
Das ist der Abschied von John unserem sympathischen Führer

Wer John kontaktieren möchte, kann das per Email machen johnnalpadang7@gmail.com . Er spricht relativ gutes Englisch und kennt sich super in der ganzen Gegend aus. Sagt schöne Grüße von Henrik und Carla


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