Die Insel Rodrigues


Das mit den Kurzgeschichten hat letztes Mal gut funktioniert. Das probiere ich nochmal. Ich habe das Gefühl, dass sich mehr Eindrücke unterbringen lassen, wenn ich sie in kleinere Geschichten verpacke. Alle drei Geschichten spielen auf der Insel Rodrigues. Eine weitere Insel im indischen Ozean, wie Mauritius auch. Rodrigues gehört noch zu Mauritius, auch wenn es cirka 1,5 Flugstunden östlich von dort gelegen ist. Die Leute hier haben ihre Wurzeln eher in Afrika als in Indien, wie es in Mauritius der Fall ist. Die erste Hälfte haben wir auf Rodrigues im Osten in St. Francois verbracht, dem Teil der Insel mit den schönen Stränden. Die zweite Hälfte waren wir in der Nähe der Hauptstadt Port Marthurin und eher im Westen.
Bananenpalme mit frisch gestylten Blättern

Trou d`Argent

Schneeweisser Sand, azurblaues Wasser,
strahlender Sonnenschein …
es ist fast schon kitschig, so schön ist es.
In St. Francois kann man endlos von Strand zu Strand laufen. Auf Meer und Sandstrand folgt ein Pinienwald. Zumindest glauben wir, dass es Pinien sind. Unser Ziel für den Tag ist Trou d`Argent, übersetzt “Das silberne Loch”. Das silberne Loch ist eine Art Unterwassertopf in dem sich die Fische sammeln, wenn die Ebbe einsetzt und das Wasser zu seicht wird, um hinaus zu schwimmen. Was bei Menschen “Den letzten beißen die Hunde” ist, ist hier für die Fische “Die letzten landen im Loch”. Von unserer Unterkunft aus soll Trou d`Argent zu Fuß nur 20 Minuten entfernt liegen. Wir gehen los. Der erste Strand ist ein Traumstrand. Einsam, toller Strand, herrliches Wasser, noch nicht Trou d`Argent … wir gehen weiter. Die nächste Bucht … noch ein Traumstrand, und dann noch einer und noch einer … Ist das zu fassen?

Der Strand vom Trou d`Argent braucht sich
hinter den anderen Stränden nicht verstecken.
Ganz im Gegenteil.
Als wir am Trou d`Argent ankommen, sind wir erschöpft von so vielen schönen Stränden. Es ist der erste Strand an dem noch andere Menschen sind. Das stört uns nicht, nur ist leider der Wellengang zu stark um Schnorcheln zu gehen und sich das silberne Loch anzugucken. Die Flut steht sehr hoch und die Wellen spülen einen ganz gerne 4-5 Meter an die Küste. Nicht die beste Situation, wenn der schöne Strand von verkarsteten Kalksteinwänden eingerahmt ist. Schön anzuschauen, aber ziemlich scharf und es tut ziemlich weh, wenn man mit geballter Wasserkraft dagegen geschleudert wird. Wir entscheiden uns einfach weiter zu gehen und bei Ebbe wiederzukommen. Der nächste Ort auf dem Weg die Strände entlang ist Graviers.

Der ganze Weg von St. Francois nach Graviers dauert cirka zwei Stunden. Selten habe ich so viele so schöne Strände auf einem Haufen gesehen. Selten habe ich auch so viele freundliche Wanderer getroffen. Ich spreche Französisch nur in Phrasen. “Danke”, “Bitte”, “Einen schönen Tag noch”, “Wie gehts?”, … uvm. ist mein Kommunikationsvokabular. Freie Sätze bilden fällt mir schwer. Sobald ich meine Phrasenkommunikation anfange, kriege ich in der Regel längere Geschichten auf französisch erzählt. Auch ein “Ich spreche kein französisch” ist kein Hindernis. Carla klärt die Situation dann meistens auf und wir gehen mit einem Lachen und einem “Bonne journée” (Einen schönen Tag noch) auseinander.

Die mit der Schildkröte tanzt – Die Rückkehr

Ich bin nicht sicher wem das Streicheln gerade
mehr Spaß macht. Ich würde sagen unentschieden.
Auf Mauritius hatten wir das Glück eine Schildkröte streicheln zu können. Auf Rodrigues gibt es einen Schildkrötenpark, in dem Schildkröten leben und erhalten werden. Weil uns die eine Schildkröte so gut gefallen hat, besuchen wir den Park. Der Eintritt kommt den Schildkröten zugute, wir helfen also der Erhaltung der Schildkröten auf Rodrigues noch ein wenig. Man darf nur mit einem Guide in das Schildkrötental und das nur zu bestimmten Zeiten. Wir wissen das, wir sind zur richtigen Zeit da, wir können zu den Schildkröten gehen.

Eigentlich haben wir gedacht, dass wir viele Schildkröten sehen und haben gehofft eine mal anfassen zu dürfen, aber es wird mehr als nur eine mal anfassen. Als wir in das Tal kommen, in dem die Schildkröten leben, steht uns schon die erste Schildkröte gegenüber. Carla streichelt sie, die Schildkröte reckt ihr ihren Hals entgegen, da werden sie besonders gerne gestreichelt. Als Carla aufhört mit Streicheln, bewegt sich die Schildkröte langsam aber unaufhaltsam auf mich zu. Als die Riesenschildkröte aus zwei Meter Entfernung bis auf wenige Zentimeter auf mich zugekommen ist, wird mir ein wenig mulmig. An ihren starren Gesichtern kann man nicht erkennen, ob sie einen beissen wollen oder eine Streicheleinheit brauchen. Es stellt sich heraus, dass sie gestreichelt werden will. Riesenschildkröten werden unglaublich gerne gestreichelt.

Wenn man sie am Hals streichelt stehen sie ganz still und geniesen.
Viele der Schildkröten liegen im Schatten, wenn es warm ist. Sie liegen da, als wenn sie schlafen würden. Der Panzer ist überraschenderweise der empfindlichste Teil einer Schildkröte. Wenn man ihnen sanft über den Panzer streichelt, bewegen sie sich. Der Kopf kommt aus der Schale und reckt sich hoch auf. Die Beine stellen sich auf, sie sind bereit gestreichelt zu werden. Manche Schildkröten werden sogar neidisch, wenn ihre Kollegen gestreichelt werden und nicht sie.

Es gibt hier so viele Schildkröten, die alle gestreichelt werden wollen, aber wir haben nicht genug Zeit. Ich würde ohne zu zögern nochmal den Eintritt zahlen, nur um noch eine Stunde mehr Schildkröten streicheln zu dürfen. Ein Besuch, der sich gelohnt hat.

Ile aux Chats

Die Strasse vom Inland runter nach Mourouk zeigt
einen atemberaubenden Blick auf das Barriereriff von Rodrigues
Wir machen einen Ausflug zu einer Insel im Barriereriff von Rodrigues, der Ile aux Chats (“Die Insel der Katzen”). Der Ausflug startet in Mourouk, was eigentlich ein Kite-Surfer Paradies ist. Es gibt hier guten Wind, wenig Wellen, durch das Riff, aber sehr gute Wellen außerhalb des Riffs … das beste aus allen Welten. Kite-Surfen machen wir nicht, sondern wir machen einen Schnorchelausflug in den Pass. Der Pass ist eine Art Unterwasserschlucht im Riff, durch die das Wasser bei Ebbe raus und bei Flut in das Innere des Barriereriff fließt. Zur falschen Zeit in einem Pass zu sein, also bei einsetzender Ebbe, bedeutet mit starker Strömung und erhöhter Geschwindigkeit aufs offene Meer getrieben zu werden. Daher sollte man zum Einen nur bei einsetzender Flut im Pass schnorcheln und zum Anderen immer jemandem mit einem Boot dabei haben, der einem im Fall das Falles wieder zurückholt.

“Guck mal, ohne Hände!”
Wir sind bei einsetzender Flut im Pass, haben ein Boot dabei und sind heiß darauf die Unterwasserwelt zu erkunden. Mir kommt immer der Vergleich mit Raja Ampat dabei in den Sinn. Mit Raja Ampat haben wir unvergessliche Momente erlebt und eine Unterwasserwelt gesehen, die es kein zweites Mal auf der Welt gibt. Die Kehrseite der Medaille ist, dass es kaum einen Ort gibt, der auch nur annähernd so schön ist. Die Erwartungen an einen Schnorchelspot sind immer “Er ist genauso schön wie Raja Ampat”. Im Pass ist es schön, aber es ist leider kein Raja Ampat. Trotzdem haben sehen wir schöne Fische, haben ein leckeres Grill-Picknick auf der Insel und besuchen als AddOn sogar noch eine zweite Insel, die Insel der Verliebten. Der Typ bei dem wir den Trip gebucht haben heißt Bobo und ist am Strand von Mourouk zu finden. Mit teilweise blond gebleichten Rastalocken, einem viel zu großen Basecap und einem immer lächelnden Gesicht, hat er einen großartigen Tag für uns organisiert.

So sehe zwei Menschen aus, die gerade über eine 400 Meter lange Zipline über eine Schlucht gejagt sind, mit einem einmaligen Blick auf das Barriereriff von Rodrigues, die Tyrodrig.
Beim tollen Essen von Salonge und Robert in St. Francois darf ein Salztütchen von Bo und Mina nicht fehlen

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