Eine neue Reise, eine neue Geschichte


Diesmal sind wir auf Mauritius und der “Nachbarinsel” Rodrigues. Mauritius ist eigentlich für seine Honeymoon Urlaube und Unterkünfte bekannt. Wir möchten die Insel allerdings nicht von ihrer 5 Sterne Seite sehen, sondern versuchen hier einen Aufenthalt in normalen Unterkünften zu normalen Preisen und trotzdem mit tollen Erlebnissen zu haben und die ein oder andere Geschichte zu erleben.

Eine große Geschichte mit Spannungsbogen habe ich nicht zu erzählen, aber ein paar Kurzgeschichten sind in den ersten Tagen zusammen gekommen.

Derselbe Preis wie der Bus

Im Bus wird gerne Weihnachtsmusik im Remix
mit 80er Diskobeats gespielt. LAUT!
Unsere Unterkunft war an der Grenze zwischen Pointe d`Esny und Blue Bay im Südosten von Mauritius, nahe des Flughafens. Für die ersten Tage haben wir uns ein AirBnB Zimmer in der Nähe vom Flughafen genommen. Der Plan ist, uns ein paar Tage zu akklimatisieren und dann nach Rodrigues weiterzufliegen. Rodrigues gehört auch zu Mauritius und ist eine weitere Insel im indischen Ozean. Es ist sozusagen eine Nachbarinsel, nur dass sie ca. 600 km nordöstlich von Mauritius liegt, also ungefähr 1,5 Flugstunden entfernt.

Die nächstgelegene Stadt von unserer Unterkunft aus ist Mahébourg (gesprochen “Maibur”) in der es Montags einen riesigen Markt in der Nähe der Hafens gibt. Dieser Markt ist unser Ziel. Um nach Mahébourg zu kommen fährt man am besten mit dem Bus, der pro Person 24 maurizische Rupien kostet. Das sind umgerechnet etwas mehr als 50 Euro Cent. Der Bus fährt an der Straße entlang, an der wir wohnen und man kann ihm winken, wenn er vorbeifährt. Es ist normal, dass der Busfahrer dann anhält und einen einsteigen lässt.

Wasser so klar, dass man sich
nicht drinnen spiegeln kann.
Wir gehen in Richtung der offiziellen Bushaltestelle und werden von einem Taxifahrer angesprochen. Wie überall anders auf der Welt auch versucht er uns gewinnen und verspricht uns für zwei Personen, denselben Preis zu berechnen wie uns auch der Bus kosten würde. “Same price as the bus, only 100 rupees.” 100 Rupien? Derselbe Preis wie der Bus? Für zwei Personen würde der Bus 48 Rupien kosten. Ich antworte “That is twice the price as bus” Dem Taxifahrer ist das nicht peinlich. Er antwortet nur “Ok, then 50 rupees” Auch wenn das 2 Rupien mehr sind, wir steigen ein. Ein Taxi ist ein bisschen bequemer als der Bus.

Kaum sind wir eingestiegen, kommt ein Franzose an fragt unseren Taxifahrer, wieviel die Fahrt nach Mahébourg grundsätzlich kosten würde. Er wird vom Taxifahrer prompt zugeschwallt, er solle sich doch melden, wenn er ein Taxi bräuchte und er könnte günstig Touren über die ganze Insel organisieren, egal ob per Taxi poder per Boot, und bei ihm ist alles billiger und der Franzose soll auf gar keinen Fall irgendwo anders buchen, weil es da teurer ist, und er kann einfach alles besorgen was man sich wünscht oder braucht oder auch nicht. Der Franzose wollte schon vor 5 Minuten gehen und der Taxifahrer redet immernoch.

Auf die zu Anfang gestellte Frage, wieviel denn eine Taxifahrt nach Mahébourg kostet, antwortet unser Fahrer irgendwann “Es ist der derselbe Preis wie der Bus, 150 Rupien”

Der schwäbische Mauritier

Sonnenuntergang in der Blue Bay.
Am Sonntag treffen sich hier
die Einheimischen zum Picknick.
Die nächste Umgebung unseres Apartments haben wir zu Fuß bereits erkundet. Luftlinie sind wir nur 20 Meter vom Strand entfernt. Leider stehen zwischen uns dem Strand eine unüberwindliche Reihe von Ferienhäusern, die alle mit “No trespassing, private property” und dem französischen Pendant beschildert sind. Mauritius war viele Jahre lang französisch, wurden dann irgendwann von den Engländern übernommen und ist seit der zweiten Hälfte des 20ten Jahrunderts ein eigener Staat. Die Einflüsse merkt man hier überall. Eigentlich alle sprechen franszösisch und einen kreolischen Dialekt und die meisten können zumindest ein bisschen Englisch. Englisch ist zwar die offizielle Amtssprache, auf den Straßen merkt man davon aber wenig.

Um unser bekanntes Gebiet zu verlassen und auch ein bisschen Abwechslung in den Tag zu bringen, leihen wir uns zwei Fahrräder aus und machen eine Fahrradtour die Küste entlang in Richtung Süden, also grob in Richtung Antarktis. Nach ungefähr einer Stunde Fahrt durch die brennende Mittagshitze machen wir unsere erste Pause an einem schönen öffentlichen Strand. Wir haben ein ausgesprochenes Talent uns gerade in der Mittagshitze draußen aufzuhalten. An einer Straßenbude kaufen wir uns eingelegte Ananas, die mit Salz bestreut und mit Tamarinden Sauce und in Essig eingelegten Chilis übergossen wurde (alle drei Zutaten waren wirklich auf der frischen Ananas). Die Ananas schmeckt so bemerkenswert lecker, das wir uns später sogar noch eine extra Portion gegönnt haben.

Als wir an dem Strand sitzen, lernen wir einen Mauritier kennen, der uns zu sich und seiner Familie in die Strandhütte einlädt. Wir kriegen was zu trinken und eine Menge zu Essen angeboten und haben eine tolle Zeit. Die Leute sind hier unglaublich freundlich und lächeln viel. Als wir ezählen, das wir momentan in Stuttgart wohnen, fängt Kuma an zu lachen. Kuma spricht deutsch. Er hat einige Jahre in Pforzheim gelebt und gearbeitet hat und in einem Restaurant eine Ausbildung zum Koch gemachthat. Er hat sogar seine Spätzlepresse hier auf Mauritius. Wir sind also von Deutschland um den halben Erdball geflogen, um an einem wunderschönen Strand auf Mauritius bei Ananas mit Salz, Tamarinden Sauce und Chilis, von einem indisch-stämmigen, deutsch sprechenden Mauritier zu erfahren, das er einer der wenigen Einheimischen auf dieser Insel ist, der zu Hause mit seiner Spätzlepresse immer noch ab und zu die süddeutschen Köstlichkeiten zubereitet.

Die mit der Schildkröte tanzt

Junge Frau und alte Dame.
Zusammen sind sie über 100 Jahre alt.
Unser erster Urlaubsabschnitt ist zwar kurz, aber er wäre nicht vollständig ohne einen Abstecher zu Ile aux Aigrettes (gesprochen “Illosegrätt”). Die Ile aux Aigrettes ist eine kleine der Küste vorgelagerte Insel und ist ein kleines Naturreservat. Die maurizische Regierung versucht hier die ursprüngliche Pflanzen und Tierwelt von Mauritius zu erhalten. Jede ausländische Pflanze und jedes fremde Tier soll von dieser Insel ferngehalten werde und wird sogar aktiv entfernt. Die Insel ist ein uraltes Korallenatoll, das über die Jahrtausende aus dem Merr gehoben wurde. Die wärme speichernden Korallen machen diesen Ort zum heißesten in ganz Mauritius. Ähnlich einer Tomate, die gerade aus dem Backofen kommt, haben die Korallen Hitze gespeichert und schleudern sie den Besuchern förmlich entgegen.

Auf dieser Insel werden geführte Touren angeboten, deren Erlöse der Stiftung zugute kommt, die sich um die Erhaltung und Pflege der Insel kümmern. Hier leben unter anderem Riesenschildkröten. Wenn man Glück hat, bekommt man welche auf der Tour zu sehen. Da sich die Tiere frei auf der Insel bewegen, ist es nie sicher, ob man eine zu Gesicht bekommt oder nicht. Wir haben Glück und auf unserem Weg wartet geduldig eine ungefähr 90 Jahre alte Schildkrötendame. Der Panzer ist überraschenderweise ihr empfindsamstes Körperteil. Wenn man sie steichelt, macht man es ganz sanft und behutsam. Angeblich mögen es Schildkröten, wenn man ihnen über den Panzer streichelt, solange man es vorsichtig tut. Der Panzer fühlt sich an wie ein sehr großer, dicker Fingernagel.

Danke Bo und Mina für die Salztütchen. Wir haben sie schon fleißig benutzt.
Die Hansa Pils Tischdecke eines Strassenrestaurants weckt Erinnerungen an meine Unizeit.


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